Wie der Spiegel KI einsetzt

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“Der Spiegel geht nicht mit marktschreierischer KI-Hype-Rhetorik vor, sondern baut sinnvoll, daten- und workflow-orientiert. Die große Koordination findet über klare Regeln, Schulungskultur und zielgerichtete Tools statt – und nicht über Showcases.”

Das sagt ChatGPT über die KI-Strategie des Spiegel.

“Die KI hat Recht.”

Sagt der KI-Stratege des Spiegels.

In der neuen Podcast-Folge spreche ich mit Ole Reissmann, Director AI bei der Spiegel-Gruppe darüber, wie sich ihr Geschäftsmodell durch KI verändert, wo sie KI nutzen und wie sie sich gegen KI zukunftssicher abgrenzen wollen.

Meine wichtigsten Erkenntnisse fasse ich im heutigen Newsletter für euch zusammen und am Ende erfahrt ihr, welchen Expert*innen man laut Ole unbedingt folgen sollte, wenn man realistische Einschätzungen abseits von KI-Hype und Hetze lesen möchte.

Aber am besten folgt ihr erst mal Ole selbst, denn in seinem Newsletter “THEFUTURE” kann man sehr viel über den aktuellen Stand von KI lernen.

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Wie KI die journalistische Qualität steigert

KI steht oft in der Kritik, Stereotype zu reproduzieren, zum Beispiel weil Gesichter in generierten Bildern meist klassischen Schönheitsidealen entsprechen, bestimmte Jobs primär von Frauen oder Männern besetzt werden oder Personen vor allem weiß und europäisch dargestellt werden.

Dass KI aber auch helfen kann, Gender-Biases abzubauen, zeigt ein internes Tool, das der Spiegel entwickelt hat. Im Podcast Newsroom-Robots erzählte Ole, dass sie mithilfe von KI analysiert haben, wie häufig Protagonisten in ihren Texten männlich oder weiblich waren.

Das Ergebnis überrascht wenig: Frauen sind nach wie vor unterrepräsentiert. Das interne Tool hilft aber dabei, solche Missverhältnisse transparent zu machen, um sie dann zu verbessern.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie KI helfen kann, redaktionelle Abläufe zu unterstützten. Ein weiteres hat Ole im Podcast erklärt:

Der Spiegel ist bekannt für einen rigorosen Fact-Checking-Prozess, bei dem die interne Dokumentation versucht, jeden noch so kleinen Fehler vor der Veröffentlichung zu finden. Der Prozess ist nicht perfekt, aber stellt ein sehr hohes journalistisches Niveau sicher.

Dieser manuelle Prozess wird auch weiterhin Kern der Spiegel-DNA sein, aber wird zunehmend von KI unterstützt. Dafür haben sie eine interne Pressedatenbank mit Artikeln aus dem Spiegel-Archiv und lizenzierten Inhalten lokaler und regionaler Medien aufgebaut und mit einem RAG-Modell (Retrieval Augmented Generation) verknüpft. Diese Datenbank enthält qualitätsgeprüfte Inhalte, die über die Google-Suche oder gängige LLMs nicht zugänglich wären, weil sie größtenteils hinter Paywalls liegen.

Mithilfe dieser Datenbank können sie Texte automatisiert auf Fehler prüfen und damit teilweise Details finden, die selbst eine große Dokumentation sonst übersehen hätte. Ole räumt ein, dass dieses interne System so teuer und rechenintensiv ist, dass es am freien Markt nicht wirtschaftlich tragfähig wäre, aber er hofft trotzdem, dass in Zukunft jeder Spiegel-Text vor der Veröffentlichung einmal durch die Fakten-KI geschickt wird.

Dass KI-Chatbots auf Knopfdruck jede noch so lebensentscheidende Frage beantworten, aber darunter im Kleingedruckten sagen, dass die KI Fehler machen kann, hält Ole für eine Zumutung. Beim Spiegel dürfe KI niemals dafür Sorgen, dass die Artikel weniger verlässlich sind. Am Ende muss immer ein Mensch für die Inhalte verantwortlich sein und die KI kann dabei helfen, die inhaltliche Qualität noch zu erhöhen.

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Eine Chance: Underserved Communities erreichen

Bezahlter Qualitätsjournalismus ist aktuell ein Nischenprodukt. Bei 455.333 Abonnent*innen (IVW 2025/II) gibt es eine riesige Zielgruppe, die der Spiegel noch nicht erreicht. Hier sieht Ole Chancen für die Zukunft.

KI kann dabei helfen, underserved Communities zu erreichen, indem die Texte automatisch in einfache Sprache oder die Muttersprachen migrantischer oder internationaler Zielgruppen übersetzt werden. Die französische Zeitung Le Monde versucht zum Beispiel mit einer englischsprachigen Website den internationalen Markt zu erschließen.

Dabei stellt sich allerdings eine Frage: Lohnt es sich für den Spiegel, solche Features selbst zu entwickeln, oder werden die Nutzer in Zukunft ihre eigenen Tools mitbringen, die die Texte für sie zusammenfassen, übersetzen oder vorlesen?

Je mehr KI in Betriebssysteme und Browser integriert wird und je häufiger Chatbots zum Eingangstor ins World Wide Web werden, desto eigenständiger können Nutzer die Inhalte auf sich zuschneiden. Browser wie Comet oder DIA können jetzt schon Youtube Videos oder lange Texte zusammenfassen.

Die Branche braucht Deals

Kooperieren, klagen oder abwarten? Diese Frage stellen sich gerade viele Verlage in Bezug auf die großen KI-Plattformen. Axios hat kürzlich diese hilfreiche Übersicht erstellt, wer mit wem zusammenarbeitet und wer mit wem vor Gericht steht.

Ole ist überzeugt: Die Branche braucht Deals. Der Spiegel veröffentliche Inhalte, die für die KI-Anbieter wichtig sind, aber die wollen sie nicht unter Wert hergeben. Deswegen haben sie schon 2024 eine Content-Kooperation mit Perplexity abgeschlossen, bei der sie an Werbeeinnahmen beteiligt werden. An weiteren Deals arbeiten sie.

Diese Deals sind aber pro Markt begrenzt. OpenAI wird nicht mit jedem Regionalverlag individuell verhandeln, deswegen sieht der Spiegel seine Rolle als international bekannte Marke auch als Vorreiter, der ein Signal setzt und Blaupausen für eine zukünftige Medienökonomie mitentwickelt.

Wichtig ist Ole, dass die Daten nicht für das Training der LLMs verwendet werden, sondern nur für aktuelle Suchanfragen genutzt werden. Der Spiegel soll immer als Quelle ersichtlich bleiben und nicht mit dem gesamten Weltwissen in den Sprachmodellen verschluckt und ohne Herkunftshinweis wieder ausgespuckt werden.

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Vier Expert*innen, denen man folgen sollte

Zum Schluss hat mich natürlich interessiert, wie Ole bei den permanenten Veränderungen up to date bleibt. Er empfiehlt vier Expert*innen, die sich mit dem Einsatz von KI im Journalismus so gut auskennen, wie wenige andere:

  1. Nikita Roy (Data Scientist und Journalistin). Sie hostet den Podcast Newsroom Robots und schreibt über den Einsatz von KI in Redaktionen, neue Tools und ethische Fragen im Journalismus.

  2. Ezra Eeman (Innovations- und Medienexperte). Er schreibt den Newsletter Wayfinder, in dem er Trends zu KI, Medienagenten und neuen Storytelling-Formaten analysiert.

  3. Alexandra Borchardt (Journalistin, Dozentin, unabhängige Beraterin): Sie veröffentlicht Reports und Essays zur Rolle von KI im Journalismus, mit Fokus auf Vertrauen, Verantwortung und strategische Integration.

  4. Ethan Mollick (Professor an der Wharton School). Er forscht und schreibt über Entrepreneurship und Innovation, betreibt den Blog/Newsletter One Useful Thing und hat das Buch Co-Intelligence veröffentlicht.

Du willst noch tiefer einsteigen?

Im Podcast verrät Ole, welche neuen Geschäftsmodelle er spannend findet - und welche nicht.

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Events

📅 12. bis 14. November | London

Subscription Tour London

Nach Berlin und Hamburg findet die Subscription Tour zum ersten Mal international statt.

Wir besuchen:

  1. The Economist

  2. Business Insider

  3. Flo Health

  4. The Audiencers & Poool

  5. Financial Times & FT Strategies

  6. Zuora

  7. Haymarket

  8. B2B Marketing & Propolis

  9. PPA (Professional Publishers Association)

Die Tour wird unterstützt von piano (Digital Revenue Optimization)

Was bisher geschah

Im Podcast findest du Interviews mit den spannendsten Köpfen der Subscription Economy. Von diesen Unternehmen kannst du lernen, wie man Abonnent*innen gewinnt und glücklich hält.

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