🚫 Kein Bock auf Abos!

12 Alternativen für Abo-Muffel

Ich vermute mal, dass du ein Fan von Abos bist, sonst wärst du hier im falschen Newsletter.

Leider sind aber nicht all unsere Nutzer*innen und Leser von diesem Modell begeistert. Manche sind frustriert von all den Paywalls und wünschen sich Alternativen.

Es gibt Anbieter, die genau diese Zielgruppen abholen wollen. Unten habe ich ein paar Beispiele für euch gesammelt und gebe euch einen Überblick, wann es sich lohnt, über Alternativen nachzudenken.

Viel Spaß beim Lesen!

📬 News

👉 Viele Kunden sind genervt davon, dass Amazon nun 2,99 € mehr verlangt, wenn man keine Werbung bei Prime Video sehen möchte, aber ein Analyst überschlägt, dass sie damit 4,8 Mrd. $ zusätzlich einnehmen könnten (Wall Street Journal)

👉 TechCrunch stellt das Plus-Modell wieder ein (Adweek)

  • Ist das ein erstes Zeichen dafür, dass wir Peak Subscription langsam überschreiten?

👉 New Work in Medienunternehmen: Benjamin Quiring teilt in seinem neuen Newsletter praktische Tipps, wie das gelingen kann (Crunchtime)

👉 Ab heute gelten strengere Richtlinien für Massen-E-Mails bei Gmail und Yahoo.

  • Im besten Fall habt ihr euch rechtzeitig darum gekümmert, aber falls eure Mail-Performance plötzlich schlechter wird, steht hier alles, was ihr wissen solltet (Inbox Collective)

🚫 Kein Bock auf Abos!

Wenn ich Fremden erzähle, dass ich einen Podcast über Abos mache, dann höre ich ganz oft eine Reaktion: “Ich will kein Abo, ich will einzelne Artikel kaufen können”.

Natürlich antworte ich dann, dass Mikrotransaktionen im Journalismus schon tausendmal ausprobiert wurden und genauso oft gescheitert sind. Das erklärt auch diese Umfrage-Ergebnisse des Reuters Institutes:

Aber ein bisschen fantasielos komme ich mir bei der Antwort doch immer vor, denn in Zeiten von steigenden Abo-Preisen und einer Aboisierung von jedem Lebensbereich prüfen viele Menschen gerade genau, welche Abos sich wirklich lohnen.

Deswegen habe ich heute mal Beispiele für euch gesammelt, wie verschiedene Anbieter eine Zielgruppe erreichen wollen, die einfach keine Lust auf Abos hat.

12 Alternativen für Abo-Muffel

1/ Stiftung Warentest: Einzelkauf

Man muss schon ein bisschen suchen, bis man ein relevantes Portal findet, das noch Einzelkauf anbietet. Die Stiftung Warentest ist hier natürlich gut positioniert, denn wenn ich gezielt nach den besten Tiefkühlpommes suche, dann sind 4,90 € doch gut investiert. Oder möchtest du für den Rest deines Lebens Fritten essen, die nach labberiger Pappe schmecken?

Alternativ können Heavy User auch die Flatrate abschließen, die mit 3,33 € pro Monat erst mal attraktiver wirkt - sich allerdings durch die Mindestlaufzeit von 12 Monaten nur lohnt, wenn ich mindestens 8 Tests lesen möchte.

2/ Kölner Stadt-Anzeiger: Coins

Es ist wahrscheinlich einer der ambitioniertesten und experimentellsten Ansätze der letzten Jahre: Mikrotransaktionen scheitern oft daran, dass der Aufwand für ein paar Cent pro Artikel zu groß ist, deswegen kann man beim KStA mehrere Artikel auf einmal kaufen. Dafür lädt man ein Wallet mit Coins auf und gibt sie nach und nach für einzelne Artikel aus. Im Grunde wie die Streifenkarte in Bus und Bahn.

3/ Spotify Indien: Tagespass

Dieses Modell finde ich sehr charmant: Wer sich in Indien kein Monatsabo leisten kann oder will, der kann sich für umgerechnet 8 Cent einen Tagespass kaufen und bis zu 30 Songs hören. Vielleicht kommt man ja auf den Geschmack.

Interessant ist, dass One-Time-Payments in Indien generell beliebt zu sein scheinen, denn auch das 2-Monats-Paket kann man mit automatischem Ende kaufen.

4/ GeneratePress: Lifetime-Paket

Vor kurzem habe ich viel Zeit damit verbracht, mir passende Plugins für meine neue Wordpress-Website zu suchen (Werbung: www.subscribe-now.de) und dabei bemerkt, dass die großen Template-Baukästen oft eine Lifetime-Option anbieten.

Interessant ist, dass das Paket bei Generate Press mit 4,22 Jahren Amortisationsdauer relativ teuer angesetzt ist, aber das muss es wahrscheinlich auch, um einen vergleichbaren Customer Lifetime Value zu erreichen und die Kosten für lebenslange Updates und Support zu decken.

Ich habe mich übrigens für das Abo entschieden. Aber das wird euch nicht überraschen.

5/ Rabbit R1: Einzelkauf

Habt ihr diesen kleinen orangenen Kasten schon mal gesehen? Anfang Januar war der Rabbit R1 eines der meistdiskutierten Gadgets auf der CES in Las Vegas.

Die Entwickler versprechen nicht weniger als den Nachfolger des Smartphones - natürlich auf Basis von KI.

Auch wenn ich das Gerät ein bisschen unsinnig finde, ist mir aufgefallen, dass sie explizit damit werben, dass man im Gegensatz zu ChatGPT und Co keine laufenden Kosten hat und mit einmalig 199 $ täglich KI-Requests stellen kann bis das Gerät irgendwann kaputt geht.

Zur Glaubwürdigkeit des Geschäftsmodells hat das übrigens nicht beigetragen, denn die Serverkosten könnten auf Dauer teuer werden.

6/ Fortnite: Season Passes und In-App-Käufe

Fortnite hat in den letzten 6 Jahren über 20 Mrd. $ Umsatz gemacht und das, obwohl das Spiel kostenlos ist. Dahinter steckt ein Branchentrend, der mit DLC (Downloadable Content) und In-Game-Währungen zu tun hat.

Denn wer coole Outfits für seinen Charakter und besondere Belohnungen will, der braucht V-Bucks. Und die kosten echtes Geld, z. B. 8,99 € für 1000 Bucks. Einmal umgetauscht, verliert der Spieler das Gefühl fürs Geld und gibt die neue Währung bereitwillig für Nippes aus.

Pakete für einen längeren Zeitraum gibt es übrigens auch: Bei Videospielen handelt es sich aber oft um zeitlich begrenzte Season-Passes, die einem Zugang zu bestimmten Inhalten und Vorteilen innerhalb der aktuellen Staffel gewähren. Bei Fortnite gibt es davon zwei Abstufungen: Den Battle Pass und Fortnite Crew.

7/ Affinity Designer: Einzelkauf

Dass Adobe mit der Creative Cloud sehr erfolgreich ist, haben wir schon in meiner allerersten Podcast-Folge gelernt. Aber gleichzeitig haben sie mit ihrem konsequenten Shift zum Abo-Modell eine Lücke im Markt hinterlassen, die Anbieter wie Affinity schließen wollen. Ihre Software ist als klare Alternative zu Photoshop und Co positioniert, aber mit anderem (nutzerfreundlicherem?) Geschäftsmodell.

8/ Babbel: Lifetime

Sprachen-Lernen ist eine Lebensaufgabe. Und wer die ernst meint, für den gibt’s Babbel Lifetime. Im Vergleich zum Basis-Abos (9,99 € pro Monat) rechnet sich das Lifetime-Paket nach 30 Monaten und im Gegensatz zu den normalen Paketen ist man nicht auf eine Sprache beschränkt, sondern kann direkt mit allen anderen weitermachen, wenn man die erste gemeistert hat.

9/ t-online & Focus Online: Werbung

Überraschung: Man kann Journalismus auch über Werbung finanzieren. Die älteren unter uns erinnern sich sogar noch an eine Zeit, als das der Standard war (und für die meisten kaum tragfähig).

Interessant finde ich, dass t-online und Focus Online sich mit großen Marken-Kampagnen gegen den Trend stellen und frustrierten Nutzer*innen eine werbefinanzierte Alternative zum Bezahl-Journalismus anbieten wollen.

10/ RND: einmalig nur 36,60 €

Zum Schluss noch zwei Beispiele, die eigentlich keine wirkliche Alternative zum Abo sind - aber (meinem Eindruck nach) so klingen sollen. RND wirbt mit einem Jahreszugang, der “einmalig” 36,60 € kostet.

Dass dieses einmalig eigentlich nicht einmalig ist, sondern danach automatisch verlängert wird und 7,99 € pro Monat kostet, sieht man dann auf der nächsten Seite.

Ich will nicht sagen, dass man hier die Kunden täuscht, immerhin ist das klar zu sehen, trotzdem finde ich auffällig, dass das Angebot im ersten Moment nicht nach Abo klingen soll.

11/ SZ: Monatspass

Auch die SZ arbeitet mit einer interessanten Formulierung: Dort kaufe ich kein Abo, sondern einen Monatspass, der “mindestens 30 Tage gültig” ist und sich danach automatisch verlängert. Im Kleingedruckten heißt er dann auch Abo.

Falls jemand von der SZ hier mitliest: Wie schneidet diese Formulierung in euren AB-Tests ab?

12/ The Pioneer: Lifetime Status

5.000 € für ein Abo? Was wahrscheinlich als Gag in der Redaktionskonferenz begann, hat sich im Dezember als Überraschungserfolg herausgestellt.

Die auf 100 Plätze limitierte Aktion war nach kurzer Zeit ausverkauft und inzwischen gibt es wohl sogar eine Warteliste für den nächsten Drop.

Bei dem Preis muss man sich zumindest keine Sorgen um den CLV machen und ich freue mich, dass die Zeiten vorbei sind, wo man zu einem solchen Angebot auch noch einen NFT bekommen hätte.

13/ The Guardian, Correctiv & NPR: Spenden

Diesen Punkt hatte ich ursprünglich vergessen, aber er ist natürlich auch eine wichtige Option: Medien, die einen öffentlichen Auftrag verfolgen und z. B. mit ihren investigativen Recherchen Missstände aufdecken, können oft auf das Wohlwollen der Öffentlichkeit setzen.

Wenn man ihnen transparent und überzeugend vermittelt, warum ihr Beitrag wichtig ist, sind Menschen bereit, für Journalismus zu spenden.

Dabei ist es nachhaltiger, wenn ihr sie statt einer Einmalspende direkt überzeugt, euch dauerhaft zu unterstützen. Im Grunde ist es dann wie ein Abo, nur dass man damit kein exklusives Angebot bezahlt, sondern Inhalte fördert, die der Allgemeinheit zur Verfügung stehen sollten.

In letzter Zeit haben auch Medien, die in Schieflage geraten sind, ihre Fanbase mobilisiert, um wie beim Satiremagazin Titanic oder der Katapult eine drohende Insolvenz abzuwenden.

In beiden Fällen waren es steuerlich betrachtet zwar keine Spenden, also nicht mit Spendenquittung absetzbar, aber Fans waren bereit, über den Shop überteuerte Fanprodukte wie T-Shirts und Tassen zu kaufen, um das Überleben zu sichern.

Während Correctiv nur auf Spenden setzt, ist das Modell bei Guardian und NPR übrigens eine Alternative zum Abo, bei dem man nicht nur ein gutes Gefühl, sondern tatsächlich auch exklusive Angebote bekommt.

Fazit: Wann lohnt sich eine Abo-Alternative?

Auch nach dieser Recherche bleibe ich überzeugt, dass das Abo in den meisten Fällen das überzeugendere Modell ist. Es sprechen einfach viele Argumente dafür, u. a.:

  • Langfristig planbare Erlöse, die man in Produkt und Kundenservice zu investieren kann

  • Hoher Customer Lifetime Value im Verhältnis zu den Customer Acquisition Costs

  • Einfache User Experience

  • Motivation, Kunden über ein gutes Produkt langfristig zufrieden zu halten

  • Wertvolle Kundendaten

  • Markenloyalität

Trotzdem kann es sich in manchen Fällen lohnen, Kund*innen eine Alternative anzubieten, z. B.:

  • Wenn ihr viele Gelegenheitsbesucher habt, die ein einmaliges Interesse haben (z. B. ein Testergebnis bei der Stiftung Warentest zu lesen)

  • Wenn ihr hohe Abbruchquoten an der Paywall habt und hohe Churn Rates, die ihr trotz aller Versuche nicht in den Griff bekommt

  • Wenn ihr starke Anreize habt, dass Kunden durch Mikrotransaktionen viel Geld ausgeben (z. B. Fortnite)

  • Wenn ihr Fans mit tiefen Taschen habt, die bereit sind, für einen Sonderstatus zu zahlen (z. B. The Pioneer)

  • Wenn ihr euch bewusst von Wettbewerbern differenzieren wollt (z. B. Affinity oder t-online)

Es gibt aber auch Risiken, die ihr beachten solltet:

  • Geringerer Customer Lifetime Value durch sinkenden ARPU und/oder geringere Dauer der Kundenbeziehung

  • Schlechtere Conversion durch zu viel Auswahl und Verwirrung auf der Paywall, wenn ihr beides zur Wahl stellt

Nun würde mich eure Meinung interessieren:

Welche Alternativen zu Abos überzeugen euch? Oder glaubt ihr, dass sich Subscriptions durchgesetzt haben und es sich nicht mehr lohnt, Alternativen zu testen?

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Über 1.800 Abo-Manager*innen lesen und hören schon “Subscribe Now”. Aber ich bin mir sicher, dass du noch eine Person kennst, die den Newsletter noch nicht bekommt.

Schick ihr diesen Link, dann kann sie sich auch anmelden:

✉️ https://subscribe-now.beehiiv.com/p/kein-bock-auf-abos

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🥳 Events

📅 Am 28. Februar darf ich beim Medienhaus/NEXT/ mit Britta Schönhütl und Christine Fettich von der Süddeutschen Zeitung und Catherin Hiller von Funke über Community-Building diskutieren (Medienhaus Next)

📅 Am 14. März findet die nächste Subscription Tour in Berlin statt. Sie ist ausgebucht, aber es gibt eine Warteliste (Deutsche Fachpresse)

📅 Am 20. März gebe ich zusammen mit Alban Mazrekaj von der NZZ ein Webinar über Geschäftsmodelle rund um Newsletter (MVFP Akademie)

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