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🔎 CORRECTIV: Wie gewinnt man Unterstützer*innen?
Was wir von Spenden-Modellen lernen können
15.000 Menschen zahlen jeden Monat im Durchschnitt 10 € an CORRECTIV. Was sie dafür bekommen? Das gute Gefühl, die Demokratie zu unterstützen.
Sie haben es geschafft, ihren Journalismus nicht durch eine Paywall zu finanzieren, sondern durch Unterstützer*innen, die wollen, dass ihre Recherchen jedem Menschen zur Verfügung stehen.
Was können Abo-Anbieter davon lernen? Das konnte ich Julia Hildebrand fragen. Meine wichtigsten Erkenntnisse findet ihr weiter unten.
Vielen Dank übrigens an alle, die letzte Woche Feedback zum Newsletter gegeben haben. Das war sehr aufschlussreich. Falls ihr noch nicht dazu gekommen seid, hier ein zweiter Versuch: Was gefällt dir an diesem Newsletter? Und was sollte ich verbessern?
Aber erst mal starten wir mit ein paar Neuigkeiten aus der Welt der Abos und Newsletter …
📬 News
👉 Account-Sharing einzuschränken ist gerade einer der größten Trends bei Streaming-Diensten, aber Verlage sind damit noch zögerlich.
Le Monde und die FAZ zeigen, dass es sich auch dort lohnen kann und wie es geht. (INMA)
👉 Die New York Times will 75 % ihrer Artikel mithilfe von KI als Audio-Version anbieten (Axios)
Nur registrierte Nutzer bzw. Abonnenten sollen unlimitierten Zugang zu der neuen Funktion bekommen
Für die Zukunft überlegen sie, noch mehr Artikel zu vertonen und unterschiedliche Stimmen und Lesestile anzubieten
👉 Die Financial Times führt ein KI-Tool ein, bei dem Professional-Abonnenten das FT-Content-Archiv befragen können (Financial Times)
Aktuell befindet sich das Tool noch in der Beta-Phase und steht nur ausgewählten Nutzer*innen zur Verfügung
👉 Kennt ihr diese Abandoned Shopping Cart-Mails “Ihr Warenkorb wartet auf Sie”?
Im E-Commerce sind sie längst Standard, die französische Sport-Seite L’equipe hat sie nun auch für Abo-Bestellungen eingeführt und erzielt erste Erfolge (Madeleine White auf LinkedIn)
👉 Apple scheint Paid Podcasts bei den In-App-Promotions zu bevorzugen und will das Angebot weiter ausbauen, auch wenn es im Moment noch ein vergleichsweise kleines Geschäftsfeld ist (Semafor)
Über 2.000 Abo-Manager*innen lesen und hören schon “Subscribe Now”. Wenn dir noch jemand einfällt, die diesen Newsletter lesen sollte, schick ihr diesen Link:
👉 Weniger als 2 % aller App-Downloads führen zu einem Abo. Diese und weitere spannende Benchmarks zu Abo-Apps findet ihr im State of Subscription Apps-Report von Revenue Cat.
👉 Wondery+ ist einer der führenden Podcast-Abo-Anbieter. In diesem Jahr planen sie ihre Staffel-Releases strategischer über das Jahr zu verteilen und damit mehr Buzz zu erzeugen. (The Hollywood Reporter)
👉 The Atlantic hat jetzt über eine Million Abonnent*innen und erreicht die Profitabilität (The Atlantic)
Ergänzend dazu wird in diesem Artikel beschrieben, wie sie ihre Homepages auf jede Nutzungssituation ausrichten. Da die meisten Nutzer ihre Journey nicht auf der klassischen Startseite beginnen, betrachten sie auch Artikelseiten, Newsletter und die Mobile App als drei alternative Homepages (INMA)
👉 Warum ist Netflix so erfolgreich? Das Wall Street Journal sieht einen Grund darin, dass die Co-CEOs sehr unterschiedlich ticken (Wall Street Journal)
👉 Weniger ist mehr: Simon Owens argumentiert, dass die Zeiten, in denen man mit billigem Massencontent Geld verdienen kann, vorbei sind (Simon Owens's Media Newsletter)
👉 Die Telekom baut bei MagentaTV ihre “Best Aggregator Strategie” aus und bietet ab sofort auch Paramount+ als Teil des Bundles an (Telekom)
Welchen Einfluss solche Kooperationen auf Abo-Businesses haben können, habe ich kürzlich übrigens mit BILD Paid-Content Chef Daniel Mussinghoff besprochen (Spotify)
Jobs der Woche
🔎 CORRECTIV: Wie gewinnt man Unterstützer*innen?
Über 15.000 Dauerspender*innen und 10.000 Einzelspender unterstützen das gemeinwohlorientierte Medienhaus CORRECTIV, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Demokratie durch Journalismus zu stärken.
Die kürzliche Recherche über “Remigrations”-Fantasien der AfD hat nicht nur hunderttausende Menschen auf die Straßen gebracht, sondern auch die Zahl an Dauerspendern innerhalb eines Monats um 50 % gesteigert.
Was können Abo-Unternehmen von ihrer Strategie lernen? Wo gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Dauerspendern und Abonnenten? Das diskutiere ich in der neuen Podcast-Episode mit Julia Hildebrand, der Leiterin des Software-Projekts beabee.
Sie erklärt, wie sie ihre Communities einbeziehen, wie sie ihren gesellschaftlichen Impact messen und immer wieder an die Unterstützer*innen kommunizieren und wie sie es schaffen wollen, eine der führenden Medienmarken in Deutschland zu werden.
Hier sind meine 6 wichtigsten Learnings aus dem Gespräch:
1. Hartnäckigkeit
Sie werden nicht müde, um Spenden zu werben. Das Fundraising-Team versucht an allen Stellen zu erklären, warum ihre Mission wichtig ist und was die Unterstützerinnen mit ihren Spenden bewirken.
Allein im Podcast-Interview hat Julia es geschafft, zwei Spendenaufrufe zu platzieren.
Sie sagt: Man muss den Punkt überwinden, an dem es sich nicht mehr angenehm anfühlt, nach Spenden zu fragen.
2. Impact kommunizieren
CORRECTIV möchte den Menschen zeigen, dass sie gehört werden und sich an der Demokratie beteiligen können. Deswegen organisieren von kleinen Dörfern bis in große Städte Projekte, bei denen die Menschen lernen, wie sie sich in ihren Communities einbringen können und die Lebensqualität für alle verbessern können.
Damit die Unterstützer*innen verstehen, was mit ihren Spenden passiert, kommunizieren sie ihre Projekte und Erfolge in einem exklusiven Spender-Newsletter.
3. Transparenz
Als Organisation, die auch von Stiftungen und Wirtschaftsunternehmen mitfinanziert wird, wird CORRECTIV oft unterstellt, nicht unabhängig zu berichten.
Um ihre Glaubwürdigkeit sicherzustellen dokumentieren sie auf der Website detailliert, wie sich ihre Finanzen zusammensetzen und welche Organisationen größere Summen beigesteuert haben.
4. Community-Aufbau
CORRECTIV experimentiert schon seit Jahren mit verschiedenen Formen von Community-Journalismus, bei dem sich die Bürger aktiv an Recherchen beteiligen können.
Bei der CrowdNewsroom-Recherche „Wem gehört Hamburg?“ haben zum Beispiel Mieter*innen Informationen zusammengetragen, welche Investoren große Teile des Wohnungsbestands besitzen und im neuen Faktenforum können sich Menschen gegen Desinformation einsetzen.
5. Ein Newsletter als Haupt-Kanal
Im September hat CORRECTIV einen täglichen Newsletter namens “Spotlight” gestartet, der nach einem halben Jahr bereits 95.000 Menschen erreicht.
Damit ist er der wichtigste Kanal, auf dem sie regelmäßig über ihre Arbeit berichten können. Verantwortet wird er von der früheren "Welt"-Journalistin Anette Dowideit.
6. Die Mission ist wichtiger als das Engagement
Bei Abo-Modellen ist Engagement der stärkste Prädiktor dafür, ob ein Nutzer langfristig dabei bleibt.
Bei Spenden ist das anders: Da die Unterstützer*innen für die Mission, und nicht für den Zugang zu Inhalten zahlen, reicht es ihnen oft, dass die Recherchen der Gemeinheit zur Verfügung stehen, auch wenn sie selbst nur sporadisch die Recherchen lesen.
Wir sprechen außerdem darüber:
👉 Warum sie keine Paywall vor ihre Inhalte schalten wollen
👉 Wie die Zukunftspläne von CORRECTIV aussehen
👉 Wie sie Bürger*innen zeigen wollen, dass sie sich an der Demokratie beteiligen können
👉 Wie sie sich neben Dauerspenden finanzieren
👉 Warum sie eigene Technologien entwickeln und diese als Open Source Software auch internationalen Redaktionen zur Verfügung stellen
👉 Warum sie ihre Recherchen auch als Theaterstück oder Comic erzählen
⏪ Falls du es verpasst hast
🥳 Events
📅 Am 23. Mai halte ich einen Vortrag bei den B2B Media Days in Berlin. Details folgen. Mehr Infos
📅 Irgendwann zwischen dem 27. und 29. Mai darf ich auf einem Panel bei der re:publica in Berlin sitzen. Details folgen. Mehr Infos
📅 Am 11. und 12. Juni bin ich in München beim Media Innovation Festival vom Media Lab Bayern. Details folgen. Mehr Infos
📅 Am 7. August erkläre ich online bei brand eins deep, wie man Newsletter schreibt, die begeistern. Jetzt anmelden!
📅 Am 19. November findet die nächste Subscription Tour in Hamburg statt. Dabei sind Stern, ZEIT, Spiegel, Chefkoch und DRIVE (dpa & Highberg). Ticket sichern!
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