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🎧 Audible: Wie hält man Abonnenten lange glücklich?
Mit DACH-Chef Oliver Daniel
Wer an digitale Hörbücher denkt, denkt wahrscheinlich automatisch an Audible. Die Amazon-Tochter hat den Markt quasi mit erfunden und bespielt ihn sehr erfolgreich mit einem recht besonderen Abo-Modell.
Für die neue Podcast-Episode durfte ich den DACH-Chef in den (sehr coolen) Studios in Berlin besuchen und ihm all meine Fragen rund um ihr Abo stellen. Meine wichtigsten vier Learnings lest ihr unten.
Aber erst mal starten wir mit ein paar Neuigkeiten aus der Welt der Abos und Newsletter …
1. News 📬
👉 Der Tagesspiegel stellt die beliebten Bezirke-Newsletter (größtenteils) hinter die Paywall (Tagesspiegel)
Wer kein Abo hat, bekommt in Zukunft nur noch alle zwei Wochen eine gekürzte Fassung
Welche Arten von Newsletter-Paywalls es neben diesem Freemium-Modell noch gibt, konntet ihr hier übrigens letzte Woche lesen
👉 Axios (aus meiner Sicht das aktuell spannendste Medienunternehmen) passt seine Strategie an, um sich auf veränderte Nutzungsgewohnheiten durch AI vorzubereiten (New York Times)
Im Fokus stehen mehr Events, PRO-Angebote und ein 1.000 $/Jahr-Membership-Programm rund um ihre Top-Journalist*innen
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Es gibt einen Erfolgsfaktor, der alle erfolgreichen Digitalabos verbindet: Daten
Die besten Abo-Unternehmen verstehen das Nutzerverhalten sehr genau und optimieren durch kontinuierliche Tests jede kleine Stellschraube für langfristigen Abo-Erfolg.
Upscore bietet dafür die perfekte Basis: Die datenschutzkonforme Content Intelligence Plattform aus Hamburg wurde von Verlagsexperten für Verlagsexperten und Redaktionen entwickelt.
Dabei verbindet Upscore übersichtliche Dashboards für Produktmanager*innen, Redakteur*innen oder Marketing-Manager*innen mit einer dynamischen Paywall, die man durch einfache ABCD-Tests für genau definierte Kundensegmente optimieren kann.
Wenn das für euch interessant ist, dann folgt Upscore auf LinkedIn oder meldet euch direkt bei Christian Hasselbring, der euch die Software gerne persönlich vorstellt.
👉 Spotify baut eine Funktion, um die eigene Lieblingsmusik zu remixen (Wall Street Journal)
👉 Ein Nutri-Score für Abos? Ich bin ja ein Freund von jeder Idee, die mehr Transparenz in das Abo-Geschäft bringt und finde daher die Pflicht für US-Internetanbieter charmant, dass sie alle Konditionen übersichtlich beim Kauf darstellen müssen (Engaged)
👉 Der neue “State of publisher revenue”-Report von piano und Digiday ist raus (piano)
Hauptthema: Total Revenue Optimization
Besonders spannend fand ich, dass Subscriptions bei den Haupterlösquellen relativ weit unten auftauchen, aber Membership-Programme vielleicht ein Revival erleben
Dynamische Preismodelle sind das Top-Thema. Wenn euch das Thema interessiert, empfehle ich euch die Podcast-Episode über Pricing mit Florian Bauer von Vocatus (Spotify)
👉 Netflix wird nun auch in Deutschland teurer (t3n)
Zunächst aber nur für neue Abonnenten, was es attraktiver macht, im günstigeren Bestands-Abo zu bleiben
👉 Hat mit Abos nur bedingt zu tun, aber dieses Video hat mich kürzlich beeindruckt und dazu motiviert, meine Selbstorganisation noch mal neu zu strukturieren (Creator HQ)
👉 Führen runde Buttons zu mehr Abo-Bestellungen? Diese Tests fand ich spannend (LinkedIn)
Hat dazu jemand Testergebnisse und kann das bestätigen?
👉 “Peak Subscriptions” ist gerade ein Buzzword, das ich überall lese. Manche Publisher sind ernüchtert von ihren Abo-Geschäften, aber das bedeutet nur, dass man einen Mix aus verschiedenen Geschäftsmodellen braucht, um die Nutzerschaft optimal zu monetarisieren, argumentiert Jacob Donelly (A Media Operator)
👉 Disney verdient mehr Geld mit Parks als mit Streaming (Sherwood)
(Apropos: habt ihr schon www.sherwood.news gesehen? Die neue Content-Seite der Investment App Robinhood ist mit großen Ambitionen gestartet und ich bin gespannt, was da kommt)
👉 Wie kann man Newsletter zur Akquise und Kundenbindung einsetzen? Eine interessante Case Study von “The Telegraph” (Media Voices)
Über 2.000 Abo-Manager*innen lesen und hören schon “Subscribe Now”. Wenn dir noch jemand einfällt, die diesen Newsletter lesen sollte, schick ihr diesen Link:
2. Audible: Wie hält man Abonnenten lange glücklich?
Audible ist der führende Anbieter für Premium-Hörbücher und Podcasts und hat den Markt für digitale Hörbücher 1995 quasi miterfunden.
Als hunderprozentiges Tochterunternehmen von Amazon teilen sie viele von deren Prinzipien, darunter einen klaren Fokus auf die Kundenbedürfnisse und die größtmögliche Auswahl.
Zu Gast ist in der neuen Podcast-Episode DACH-Chef Oliver Daniel, der das deutschsprachige Team seit 2015 leitet.
Er betont, dass der Customer Lifetime Value bei Abo-Modellen nicht nach 3 Jahren abgeschlossen ist, sondern dass man eine viel längerfristigere Perspektive einnehmen muss.
“Bei einem Abo wie unserem ist der Customer Lifetime Value nicht nach 3 Jahren abschlossen, sondern wir schauen ihn uns langfristiger an. Deswegen nehmen wir auch kurzfristige Einbußen hin, wenn sie bedeuten, dass wir den Kunden dafür länger glücklich halten.”
Das ganze Gespräch könnt ihr euch in der Podcast-App eurer Wahl anhören, zum Beispiel bei Spotify:
Diese vier Dinge fand ich besonders spannend:
1. Stärken stärken mit einem Flywheel
Welche Faktoren sind für den eigenen Erfolg entscheidend? Und wie hängen sie zusammen?
Amazon hat das früh in ihrem berühmten Flywheel festgehalten. Das Modell ist relativ simpel und gleichzeitig ein zentraler Bestandteil ihrer Unternehmenskultur, weil es den Fokus auf die Stellschrauben lenkt, die für Kunden relevant sind.
Der Begriff geht auf Jim Collins zurück, der mit diesem Schwungrad ein Modell aufmalt, das mit jeder Umdrehung ein bisschen schneller und besser wird. (Ich finde im Deutschen übrigens eine Aufwärtsspirale als Übersetzung etwas besser.) Langfristig baut man sich dadurch einen strategischen Wettbewerbsvorteil auf.
So sieht das Amazon-Flywheel aus:
Oliver beschreibt, dass bei Audible genauso wie beim Mutterkonzern die größtmögliche Auswahl der Ausgangspunkt des Flywheels ist. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern haben sie den Anspruch, jedes Hörbuch in deutscher Sprache auf Audible anzubieten und damit die zentrale Anlaufstelle für Spoken Word-Fans zu sein.
Ich kann jedem empfehlen, einmal über das eigene Flywheel nachzudenken. Schreibt dazu alle Faktoren auf, die für euer Geschäftsmodell wichtig sind, wählt die wichtigsten aus und verbindet mit Pfeilen, wie sie zusammenhängen.
So sieht zum Beispiel mein Flywheel für Subscribe Now aus:
Wie sieht eures aus?
2. Unterschiedliche Modelle, um das größtmögliche Angebot zu bieten
Der Hörbuch-Markt hat eine Besonderheit im Vergleich zum Musikstreaming: Viele (vor allem neuere) Titel geben die Verlage nicht für unbegrenzte Flatrate-Abos frei, sondern stellen sie nur zum Kauf zur Verfügung. Das führt dazu, dass manche Streamingdienste wie Spotify, BookBeat und Co Lücken in ihrem Portfolio haben.
Da Audible den Anspruch hat, jeden Titel anzubieten, verbinden sie daher beide Modelle: Jeden Monat bekommt man ein Guthaben im Wert von 9,95 €, das man gegen ein Premium-Hörbuch eintauschen kann - und auch nach dem Abo-Ende weiterhin hören kann. Wer mehr als einen Titel möchte, kann für 9,95 € auch weiteres Guthaben dazubuchen.
Daneben gibt es einen Streaming-Katalog aus Hörbüchern und Podcasts, bei dem man ohne Einschränkungen hören kann.
Oliver betont, dass dieses Modell nicht nur dem Markt geschuldet ist, sondern sich auch mit den Kundenbedürfnissen deckt, denn bei Hörbüchern konsumieren die meisten Menschen nicht 10 pro Monat, sondern konzentrieren sich auf wenige Titel, denen sie aber viel Zeit schenken.
3. Pausen erlauben
Jeden Monat ein Hörbuch auszuwählen ist für manche Nutzer zu viel. Das Guthaben häuft sich also manchmal an und Hörerinnen kommen nicht mehr hinterher.
Deswegen bietet Audible die Option, das Abo für mehrere Monate zu pausieren, in denen man die bereits gekauften Hörbücher weiterhin hören kann, aber keine neuen Guthaben erworben werden und auch der Zugriff auf die Streaming-Titel pausiert.
Der Vorteil ist, dass die Kundenbeziehung erhalten bleibt und die Nutzer*innen wieder zurückkehren, sobald sie mehr Zeit haben, oder neue Titel verfügbar sind, die sie hören möchten.
Damit folgen sie dem allgemeinen Trend, dass Abos flexibler werden und sich dem Leben der Menschen anpassen und nicht umgekehrt.
Wie flexibel geht ihr mit Pausen um?
4. Working backwards
Über Amazons Working Backwards-Methode wurde schon so viel geschrieben, dass ich es hier kurz halte und alle, die mehr erfahren wollen, auf eine Google-Suche und Fachliteratur verweise:
Kurz gesagt: Jedes neue Produkt/Projekt oder Feature bei Audible wird vom Endergebnis aus gedacht.
Bevor das Projekt in die Entwicklung geht, wird zum Beispiel eine Pressemitteilung formuliert, die genau beschreibt, welches Kundenproblem das Feature löst, wie es funktioniert, was es kostet, …
Das hilft dabei, das Projekt aus Kundenperspektive wirklich zu durchdenken und auf das Wesentliche herunterzubrechen. Und an dieser Pressemitteilung wird im Laufe der Projektphase gemessen, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet.
Außerdem hilft dieses Dokument dabei, Konsens zu schaffen, denn schon beim Schreiben müssen alle Stakeholder involviert werden und eine gemeinsame Vision entwickelt werden. Kritik und Fragen werden systematisch und früh gesammelt und fließen in das Dokument ein.
Ich selbst nutze die Methode auch gerne, z. B. bei der Newsletter-Entwicklung. Wenn ihr vor der Konzeption bereits eine Landing Page (an Stelle einer Pressemitteilung) skizziert, dann zwingt ihr euch, die wichtigsten Fragen kurz und knackig zu beantworten: Für wen ist der Newsletter? Was sollten sie erreichen? Und wie helfen wir dabei?
Ich habe schon viele Projekte erlebt, bei denen man das selbst am Ende nicht eindeutig beantworten konnte und die Working Backwards-Methode hilft dabei, diesen Fehler zu vermeiden.
Wir sprechen außerdem darüber:
👉 Wieso sie so stark in Originals investieren
👉 Wie sie sich von ihren Wettbewerbern abgrenzen
👉 Warum guter Kundenservice für Abos entscheidend ist
👉 Wie Amazon Produkte vom Kundenbedürfnis aus entwickelt
3. Falls du es verpasst hast ⏪
4. Events 🥳
📅 Am 23. Mai halte ich einen Vortrag bei den B2B Media Days in Berlin. Details folgen. Mehr Infos
📅 Irgendwann zwischen dem 27. und 29. Mai darf ich auf einem Panel bei der re:publica in Berlin sitzen. Details folgen. Mehr Infos
📅 Am 11. und 12. Juni bin ich in München beim Media Innovation Festival vom Media Lab Bayern. Details folgen. Mehr Infos
📅 Am 7. August erkläre ich online bei brand eins deep, wie man Newsletter schreibt, die begeistern. Jetzt anmelden!
📅 Am 19. November findet die nächste Subscription Tour in Hamburg statt. Dabei sind Stern, ZEIT, Spiegel, Chefkoch und DRIVE (dpa & Highberg). Ticket sichern!
5. Zum Schluss 🏁
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